Die Entwicklung des Sehsinns eines Babys


Kaum ein Moment im Leben ist für Eltern so intensiv und emotional wie der erste Blickkontakt mit dem eigenen Baby. So wissend und so tiefgründig kann dieser Blick sein, dass man ihn nie wieder vergisst. Durch Augenkontakt entsteht die erste, ganz besondere Verbindung zwischen Eltern und Kind. Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, was ein Neugeborenes dabei wirklich sieht und wie sich seine Sehfähigkeit in den ersten Lebensmonaten entwickelt? In diesem Blogartikel erfährst du es!

Die ersten vier Wochen

Babys können schon vor der Geburt sehen. Daher ist die Bezeichnung „das Licht der Welt erblicken“ durchaus wörtlich zu nehmen! Der Start ins Leben beginnt als Schwarzweißfilm - das Neugeborene erlebt seine ersten Lebenstage in einer Umgebung aus Schwarz-, Weiß- und Grautönen. Auch scharf sehen kann das Baby jetzt noch nicht, Menschen und Gegenstände nimmt es eher als Schemen wahr. 

Allerdings kann es bereits verschiedene Helligkeiten, Muster und Formen erkennen und unterscheiden. Doch eines fasziniert die Kleinen von Anfang an ganz besonders: Menschliche Gesichter! Deshalb suchen sie immer wieder den Blickkontakt mit Mutter oder Vater. Am schärfsten sehen sie übrigens bei einem Abstand von 20 bis 25 cm. Das ist auch die Distanz, die Eltern ganz intuitiv einnehmen, wenn sie sich mit ihrem Baby beschäftigen. Nach etwa zwei Wochen kann das Baby die Gesichter seiner Eltern erkennen – und zwar in doppelter Ausführung! 

Dass Babys zunächst alles doppelt sehen, liegt daran, dass das Gehirn in den ersten drei Lebensmonaten die beiden Informationen der Augen noch nicht zu einem Bild zusammenfügen kann. Schon bald nach der Geburt lichtet sich das Grau und die Welt wird pastellfarben: Nach einer Woche kann das Baby kräftige Farben wie Rot, Orange, Gelb und Grün zumindest als schwache Nuancen wahrnehmen. Und nach vier Wochen erkennt es kontrastreiche Dinge und folgt ihnen mit den Augen.

Vom zweiten bis zum sechsten Monat: Nun wird es bunt

Im zweiten und dritten Lebensmonat wird die Welt richtig bunt: Nun können die Kleinen die Primärfarben Blau, Rot und Gelb erkennen. Lieber die rote Rassel oder das blaue Stofftier? Das Baby nimmt jetzt Farbunterschiede in seiner näheren Umgebung wahr und reagiert darauf. Da die Augen noch trainiert werden müssen, schielen manche Babys sogar vor Anstrengung – dieser Effekt verschwindet aber schnell wieder. 


 Dinge, die sich weiter entfernt befinden, werden dann im Alter von drei bis vier Monaten interessant – das Baby fokussiert Gegenstände mit den Augen und beginnt, danach zu greifen. Nun sieht es auch keine Doppelbilder mehr, da die Informationen beider Augen im Gehirn zu einem Bild verschmelzen: das räumliche Sehen beginnt. 


Im vierten Monat erreicht das Baby einen weiteren Meilenstein seiner Entwicklung: Nun entwickelt sich der Tastsinn, der die gezielte Koordination von Augen und Händen ermöglicht. Das Baby erkennt sein Lieblingsspielzeug, greift danach und umklammert es mit den Fingern.


Vom siebten Monat bis zum zweiten Lebensjahr: Die Augen als wichtigstes Werkzeug

Je besser das Baby sehen kann, umso mehr weitet es seinen Aktionsradius aus: Mit ungefähr sieben Monaten kann es auch Gegenstände erkennen, die sich außerhalb seiner Reichweite befinden. Zunächst streckt es nur die Händchen danach aus, doch das genügt irgendwann nicht mehr. Mit zunehmender Beweglichkeit setzt der kleine Mensch alles daran, auf irgendeine Art und Weise eigenständig zu diesem interessanten Ding zu gelangen!


 Die unerschöpfliche Neugier und Unternehmungslust gehen mit einem weiteren Meilenstein der Entwicklung einher: dem dreidimensionalen Sehen, welches sich zwischen dem fünften und achten Lebensmonat entwickelt. Da das kleine Energiebündel seine Umwelt nun verändert wahrnimmt, möchte es diese auch erkunden. Unterschiedliche Fortbewegungsarten wie Rollen, Robben und später auch Krabbeln helfen dabei, dass alles, was da zu sehen ist, auch genauestens untersucht werden kann. Ist der begehrte Gegenstand dann erreicht, wird er genau fixiert. 


Die Augen übernehmen nun die Funktion von Mund und Händen und werden zum wichtigsten Werkzeug beim Entdecken neuer Dinge – eine Vorgehensweise, die bis ins Erwachsenenalter bleibt. Denn rund 80 Prozent aller Informationen werden über unsere Augen aufgenommen. Mit einem Jahr besitzt das Kind bereits 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen und kann bekannte Personen problemlos aus der Entfernung erkennen. Auch im zweiten Lebensjahr nimmt die Sehschärfe weiter zu, jedoch in einem weit geringeren Tempo als in den ersten zwölf Monaten. Das räumliche Sehen festigt sich, entspricht aber erst im Alter von neun Jahren den Fähigkeiten eines Erwachsenen.

Der Sehsinn: Elementar für die Entwicklung des Babys


Die ersten zwölf Monate sind quasi der Turbogang des Lebens: In dieser Zeit macht ein Baby die größten Fortschritte. Das betrifft nicht nur das Sehen, sondern auch alle anderen Sinne und seine körperliche Entwicklung. Doch das Sehen hat für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung des Babys eine ganz besondere Bedeutung: Alles, was der kleine Mensch über die Augen wahrnimmt, wird im Gehirn verarbeitet. Das Beobachten von Gesichtern ist von großer Bedeutung für das Erkennen und Entwickeln von Gefühlen. Mamas Lächeln, die Rassel, das Mobile am Bett: Jeder optische Eindruck trägt dazu bei, dass die Verbindungen zwischen den Nervenzellen sowie die Dicke der Nervenfasern rasant zunehmen. Das ist essenziell, um Informationen aus der Umwelt schnell wahrzunehmen und darauf reagieren zu können.